Newsticker Wald

Sichere Waldarbeit in unseren Wäldern

Landesforstpräsident Max Reger: „Jeder Arbeitsunfall ist einer zu viel! ForstBW setzt sich mit Schulungen und moderner Technik für mehr Sicherheit bei der Waldarbeit ein.“

Klaus Schätzle, Unternehmerverband Baden-Württemberg (VdAW): „Kompetente und gut ausgerüstete Forstunternehmen sind wichtige Partner für sicheres Arbeiten im Wald.“

Die Waldarbeit zählt zu den gefährlichsten Tätigkeiten in der Arbeitswelt. Das Unfallgeschehen im Staatswald Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich ist überdurchschnittlich hoch. Im September 2014 haben Land, Städtetag und Landkreistag eine Partnerschaft für sichere Waldarbeit im Staatswald Baden-Württemberg geschlossen. Ziel ist, die Arbeitssicherheit laufend zu verbessern und die Unfallzahlen kontinuierlich zu reduzieren. Damit verbunden ist ein umfangreiches Aktionsprogramm zur Steigerung der Arbeitssicherheit.


„Die Gesundheit unserer Beschäftigten liegt mir sehr am Herzen. Das Aktionsprogramm Arbeitssicherheit macht deutlich, dass der Arbeits- und Gesundheitsschutz für ForstBW ein vordringliches Betriebsziel ist und konsequent umgesetzt wird“ sagte Landesforstpräsident Max Reger am Mittwoch (14. September) am Forstlichen Hauptstützpunkt Stollenhof in Wüstenrot (Landkreis Heilbronn) im Rahmen einer Holzerntemaßnahme.


Ein wichtiger Baustein im Aktionsprogramm für mehr Sicherheit im Wald sei das Sicherheitscoaching. Die Sicherheitscoaches (Sicos) sind Forstwirtschaftsmeister, die Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter in allen Sicherheitsfragen bei der praktischen Waldarbeit beraten und unterstützen. „Das Sicherheitscoaching wird hervorragend angenommen. Schon im ersten Halbjahr seit der Einführung wurden mehr als 60 Prozent der Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter beraten und betreut. Das Wort der Sicherheitscoaches hat Gewicht im Wald und das ist gut so“, sagte Reger weiter.
Für eine sichere und pflegliche Holzernte in naturnahen und strukturreichen Wäldern kommen spezielle Arbeitsverfahren zur Anwendung. „Bei Fällarbeiten unter schwierigen Bedingungen zum Beispiel am Waldrand und entlang von Verkehrswegen oder Gewässern ist der Einsatz von Forstmaschinen mit Seilwinde wesentliches Hilfsmittel für sicheres Arbeiten. Das Forstliche Bildungszentrum Königsbronn hat für die seilunterstützte Holzernte innovative Techniken entwickelt, welche die Sicherheit unserer Beschäftigten deutlich erhöht“, sagte Max Reger.


Waldarbeit schafft Werte und bewahrt
Unter diesem Motto möchte ForstBW Waldbesucherinnen und Waldbesucher Forstwirtschaft im Wald erklären. „Wenn wir erklären, was wir im Wald tun, können Interessierte besser verstehen, dass Holzernte für die Waldpflege wesentlich ist. Die verbleibenden Bäume können nach der Pflegemaßnahme besser wachsen und aus dem geernteten Holz entstehen Produkte des täglichen Bedarfs“, erklärte Forstpräsident Max Reger. „Denn eins ist klar: ohne Waldnutzung kein Stuhl, kein Bett und keine Zeitung“, betonte Reger.
Unternehmerverband Baden-Württemberg
Sei es bei Holzerntearbeiten mit der Motorsäge, der Rückung des Holzes oder im Umgang mit Großmaschinen. Bei all den Tätigkeiten muss man mit klarem Kopf bei der Sache sein. „Um hier immer auf dem aktuellsten Stand zu sein, nehmen die Unternehmer regelmäßig an Sicherheitsunterweisungen und Fortbildungen teil. Außer-dem sind wir verpflichtet Gefährdungsbeurteilungen zu erstellen, durch welche Gefahrenpotenziale festgestellt und vorgebeugt werden“, erklärt Klaus Schätzle. Zusätzlich hilft die Technik Unfälle vorzubeugen und angemessen zu reagieren. „Spezielle Kommunikationsgeräte, die sogenannten ‚KUNOS‘, ermöglichen es beispielsweise automatisch einen Notruf abzusetzen und die Kollegen zu alarmieren, wenn sich eine Person nicht mehr bewegt“, so Klaus Schätzle. Damit wird automatisch die Rettungskette angeschoben, die Erste-Hilfe-Maßnahmen und den Abruf eines Rettungswagens an sogenannten Rettungspunkten beinhaltet.
Doch es gibt auch Hürden, die die Umsetzung der Sicherheitsvorgaben erschweren. So wird, außerhalb von ForstBW, immer noch im erheblichen Umfang in Akkordarbeit getätigt, was zu Zeitdruck während der Forstarbeit führt. „Hinzu kommt, dass es immer schwieriger wird ausgebildete Forstwirte zu finden, die sich für einen leider recht niedrigen Lohn solch hohen Gefahren aussetzen“, erläutert Klaus Schätzle. „Hier ist es an der Zeit jungen Menschen, ebenso wie Auftraggebern zu verdeutlichen, dass die Pflege und Bewirtschaftung der Wälder im Rhythmus der Jahreszeiten etwas sehr abwechslungsreiches, lebendiges und anspruchsvolles ist“, erzählt Klaus Schätzle weiter. Dabei ist vor allem die Kombination zwischen Natur und Technik sonst nirgends zu finden. „Klar ist: Forstarbeit ist und bleibt eine gefährliche Tätigkeit, die nur Profis als Team anpacken sollten! Diese Profis haben wir im Verband“, laut Klaus Schätzle.


Hintergrundinformationen:
Aktionsprogramm Arbeitssicherheit
Die Waldarbeit zählt zu den gefährlichsten Arbeitsplätzen in Deutschland – gerade durch die Holzernte mit der Motorsäge. Dies spiegelt sich in schweren, in seltenen Fällen auch tödlichen, Arbeitsunfällen wieder. Leider ist das Unfallgeschehen im Staatswald Baden-Württemberg im bundesweiten Vergleich überdurchschnittlich hoch. Mit einer Partnerschaft für sichere Waldarbeit im Staatswald Baden-Württemberg zwischen Land, Städtetag und Landkreistag soll das gemeinsame Ziel erreicht werden, die Arbeitssicherheit laufend zu verbessern und die Unfallzahlen beständig zu reduzieren. Basis ist eine Grundsatzerklärung für Arbeits- und Gesundheitsschutz von ForstBW und den Stadt- und Landkreisen, die am 1. September 2014 verabschiedet wurde Das Land Baden-Württemberg übernimmt drei Millionen Euro des Fortbildungspaketes, Landkreistag und Städtetag tragen zusammen 500.000 Euro bei. Das entspricht rund 3.500 Euro je Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Ein wichtiger Baustein für mehr Sicherheit im Wald ist ein Sicherheitscoaching für Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter. Das Fortbildungspaket zur Verbesserung der Arbeitssicherheit im Staatswald sieht folgende Maßnahmen vor:

  • Ein Sicherheitscoaching mit ausgebildeten Spezialisten fördert bei Besuchen vor Ort das sicherheitsbewusste Arbeiten und hilft Flüchtigkeitsfehler zu vermeiden.
  • Verpflichtende Führungskräfte-Schulungen vermitteln die konsequente Umsetzung der erforderlichen Arbeitsschutzmaßnahmen.
  • Regelmäßige Pflichtfortbildungen für alle Beschäftigten im Wald trainieren aktuelle Arbeitstechniken und ergonomische Arbeitsweisen.
  • In Workshops auf Kreisebene entwickeln die Beschäftigten der unteren Forstbehörden konkrete Verbesserungspotenziale für die Arbeit vor Ort.
  • Ein professionell geleitetes Training verbessert die Fitness und beugt langfristig Gesundheitsschäden durch falsche Belastung vor.

 


Sicherheitscoaching ForstBW
Das Sicherheitscoaching bei ForstBW ist ein innovativer Weg, um die Unfallzahlen bei der Waldarbeit dauerhaft zu senken.

  • ForstBW beschäftigt landesweit 13 Sicherheitscoaches. Ein Sicherheitscoach (Sico) betreut zwischen ein und fünf Landkreise in Baden-Württemberg.
  • Sicos sind Forstwirtschaftsmeister, die ihr Handwerk vorbildlich beherrschen und Waldarbeiterinnen und Waldarbeiter sowie Revierleitende in allen Sicherheitsfragen bei der praktischen Waldarbeit partnerschaftlich beraten und unterstützen.
  • Sie analysieren zum Beispiel die organisatorischen Rahmenbedingungen und Arbeitsabläufe und prüfen die Schutzausrüstung auf Funktionsfähigkeit.
  • Sie weisen auf Mängel hin und geben Hinweise zur Optimierung und Verbesserung.
  • Bei Bedarf führen sie eintägige Sicherheitstrainings durch. Hier werden Verbesserungen zum Beispiel neue Arbeitsverfahren intensiv eingeübt und begleitet, bis diese unfallfrei beherrscht werden.
  • Bilanz: Im ersten Halbjahr (Oktober 2015 bis März 2016) fanden 373 Coachingtermine bei 162 Waldarbeitsgruppen statt. Es wurden über 600 Forstwirtinnen und Forstwirte beraten und 12 mehrtägige Sicherheitstrainings durchgeführt.

 


Informationen zum Unternehmerverband Baden-Württemberg finden Sie unter www.vdaw.de.
Weitere Informationen zum Wald in Baden-Württemberg und ForstBW erhalten Sie unter www.forstbw.de.

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