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Bodenschutz mit Pferd und Technik - Geschäftsführer Martin Strittmatter: „Der Einsatz von Pferden ist auch in der modernen Forstwirtschaft sinnvoll“

Exkursion mit Informationen zu ökologischen, forstpraktischen und ökonomischen Gesichtspunkten der Waldbewirtschaftung im Schönbuch

Landesbetrieb ForstBW und Interessengemeinschaft Zugpferde e. V. arbeiten mit Technik und Rückepferden zusammen

"Horscht" im Einsatz im schwachen Nadelholz

Herbstzeit ist Erntezeit im Wald. Dabei kommen neben moderner Technik auch Rückepferde zum Einsatz und dies aus gutem Grund. Die Holzernte wird zunehmend aber auch kritisch diskutiert. Im Mittelpunkt stehen dabei oft die sichtbaren Spuren in Form von Rückegassen im Wald. Der bodenschonenden Waldbewirtschaftung kommt deshalb eine besondere Bedeutung zu.

 

„Der Landesbetrieb ForstBW verfolgt seit vielen Jahren eine naturnahe und bodenschonende Bewirtschaftung des öffentlichen Waldes. Unser Ziel ist dabei immer das beste verfügbare Verfahren einzusetzen. Dabei spielt auch das Pferd eine wichtige Rolle. Moderne Forstwirtschaft und Rückepferde gehören zusammen“, sagte der Ge-schäftsführer des Landesbetriebes ForstBW, Martin Strittmatter, am Donnerstag (29. Oktober) in Weil im Schönbuch im Rahmen einer praktischen Vorführung zum Pferderücken. Der Landesbetrieb ForstBW, die Unteren Forstbehörden der Landkreise Böblingen und Tübingen und die Interessengemeinschaft Zugpferde e. V. (IGZ) demonstrierten im Schönbuch rund um die Weiler Hütte den Themenschwerpunkt „Bodenschutz mit Pferd und Technik“. An drei Stationen im Wald werden Möglichkeiten und Grenzen von technischen Verfahren der Holzernte und des Pferderückens gezeigt. Dabei wollen ForstBW und IGZ gemeinsam zeigen, dass Technik und Rückepferde sich in der modernen Bewirtschaftung und Pflege unserer Wälder gut kombinieren lassen.

 

„Bodenschutz ist eine der entscheidenden Grundlagen einer naturnahen Forstwirt-schaft. Mit der Feinerschließungsrichtlinie aus dem Jahr 2003 und dem Konzept zur Sicherstellung der Funktionsfähigkeit von Rückegassen aus dem Jahr 2012 sind die notwendigen Grundlagen vorhanden. Zu unserer Strategie gehört aber ganz klar auch der Einsatz von Pferden“, ergänzte Martin Strittmatter. Dies zeige sich auch daran, dass der Einsatz von Rückepferden künftig gefördert werden könne.

 

Der Einsatz von Pferden im Rahmen der Holzernte
Für den Pferdeeinsatz eignen sich Durchforstungen in jüngeren Waldbeständen. Soweit das Pferd die Stückmasse bewältigt sind verschiedenste Sortimente möglich. Der typische Einsatzbereich von Pferden liegt jedoch im Transport von schwachen Hölzern aus dem Bestand an die Rückegasse. Bei ForstBW kommt ausschließlich das kombinierte Rücken mit Pferd und Maschine zum Tragen. Hier erfolgt zunächst das Vorrücken bis zur Rückegasse durch das Pferd und das Endrücken und Poltern durch eine Maschine.

 

Vor allem die pflegliche Arbeit des Pferdes muss hervorgehoben werden. Im Gegensatz zum Vorliefern mit einem Schlepper und Seilwinde, bewegt sich das Pferd im Bestand und kann den Baum geschickt um Hindernisse herum bewegen. Durch seine hohe Wendigkeit, die begrenzte Zugkraft, die einzelstammweise Bringung und die Flexibilität werden zusätzlich die verbleibenden Bäume geschont. Diese Vorteile können jedoch nur zum Tragen kommen, wenn die entsprechenden Voraussetzungen, wie ausreichend Bewegungsraum und vor allem eine gute Abstimmung zwischen Mensch und Pferd gegeben sind.

 

Ein Pferd sollte beim einspännigen Zug auf Dauer nicht mehr als 20 Prozent seines eigenen Körpergewichts ziehen. Dies bedeutet, dass ein 800 kg schweres Pferd dauerhaft nicht mehr als 200 kg (dies entspricht ungefähr 0,3 Festmeter) im Lastzug rücken sollte. Kurzfristig können aber durchaus weitaus schwerere Lasten gezogen werden. Geeignete Pferderassen sind, nach entsprechender Einarbeitung und guter Haltung sowie unter angemessenen Einsatzbedingungen, mit der schweren Waldarbeit nicht überfordert. Neben den Ansprüchen an das Pferd sind auch die Anforderungen an den Pferdeführenden hoch. Die Arbeit des führenden Menschen erfordert hohe Konzentration, Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer.

 

Ist die „Vorrückeraupe“ eine Alternative?
Seit einigen Jahren kommen bei der Waldbewirtschaftung zunehmend funkgesteuerte kleine Rückemaschinen auf Raupenlaufwerken mit einem relativ geringen Gewicht von rund 2-3 Tonnen zum Einsatz. Diese in Fachkreisen als „Vorrückeraupe“ bezeichnete Alternative zum Rückeschlepper zeigt sich dank der kompakten Abmessungen und moderner Funkfernbedienung als sehr wendig. Durch das Raupenfahrwerk ist auch der Bodendruck solcher Maschinen sehr gering. Die Fahrwerke passen sich gut dem Boden an und verursachen wenig Bodenverwundung und Wurzelschäden. Mit entsprechender Ausstattung ermöglicht diese Maschine auch das Vorliefern in Hanglagen.

 

Das Einsatzgebiet der Raupenfahrzeuge ist trotz ihrer geringen Größe recht breit. Es reicht vom seilunterstützten Holzfällen (auch Starkholz) bis zum sortimentsweisen Vorrücken bei Seilkranschlägen. Damit ist die Rückeraupe in bestimmten Einsatzbereichen, genauso wie das Pferd ein sinnvoller Bestandteil einer bodenschonenden Forstwirtschaft.

 

Das Bodenschutzkonzept von ForstBW
Der Landesbetrieb ForstBW verfügt über ein umfassendes Konzept zum Schutz des Bodens, das auf der Basis der Standortskartierung erstellt wurde und damit die unterschiedlichen Empfindlichkeiten des Bodens berücksichtigt. Für den Bodenschutz ist vor allem entscheidend, dass der Anteil des Waldbodens, der befahren wird, so weit wie möglich reduziert wird. Deshalb besteht das Verbot der flächigen Befahrung von Waldbeständen. Im Staatswald von Baden-Württemberg werden Rückegassen mit einem Abstand von 40 Meter festgelegt. Nur auf diesen findet eine Befahrung statt. Damit werden rund 90 Prozent der Waldfläche von der Befahrung ausgenommen.

 

Je nach Ausgangszustand und abhängig vom Ergebnis einer „Risikoanalyse“ werden bereits im Stadium der Hiebsplanung geeignete organisatorische und/oder technische Maßnahmen zum Schutz des Waldbodens ergriffen. Bei befahrungsempfindlichen Standorten kann bei den Arbeitsverfahren auf mehrere alternative Möglichkeiten zurückgegriffen werden. Dabei sind unter anderem auch der Pferdeeinsatz zum Vorliefern oder der Einsatz von Vorrückeraupen gute Alternativen, die im Schönbuch beispielhaft vorgeführt werden. Bei der Verwendung von Großmaschinen muss der Druck der Reifen auf den Waldboden reduziert werden. Dies erfolgt durch Breitreifen, Verwendung mehrachsiger Maschinen und zusätzlicher Bänder über den Rädern.

 

Seit dem 1. Januar 2014 gilt ein landesweites Bodenschutzkonzept mit verbindlichen Standards im Staatswald. Neben den genannten Aspekten umfasst dies eine maximal Fahrspurtiefe von 40 cm. Ist eine Gefährdung des Grenzwertes absehbar, müssen die Arbeiten konsequent eingestellt werden. Der Zustand der Rückegassen ist vor und nach der Holzerntemaßnahme zu dokumentieren.

 

Die bisherigen Erfahrungen mit dem landesweiten Konzept sind sehr positiv, beruhen gegenwärtig aber erst auf einer abgeschlossenen Einschlagsperiode. Die beiden Forstzertifizierungsorganisationen FSC und PEFC haben aber bei ihren letzten Überwachungsaudits im Staatswald nahezu keine Beanstandungen in Bezug auf den Bodenschutz festgestellt.

 

Weitere Informationen zum Wald in Baden-Württemberg und ForstBW erhalten Sie hier unter www.forstbw.de.