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Naturschutzminister und NABU im Einsatz für das Federseemoor - Pressemitteilung des NABU Baden-Württemberg

NABU-Chef Baumann: „Im Moor gilt in doppelter Hinsicht: Ohne Moos ist wenig los.“

Stuttgart – Naturschutzminister Alexander Bonde hat am Dienstag (26.8.) gemeinsam mit dem NABU-Landesvorsitzenden Andre Baumann das NABU-Naturschutzzentrum Federsee in Bad Buchau besucht. Nach einer kurzen Runde durch das Besucherzentrum legten Bonde und Baumann gemeinsam Hand an bei der Landschaftspflege und mähten mit dem Balkenmäher ein kleines Stück Moorwiese bei Oggelshausen am Federsee. Das dortige Kalkquellmoor gehört zu den seltensten Moortypen Deutschlands. Die Flächen müssen regelmäßig gepflegt werden, damit sie nicht verbuschen und ihr voller Naturschutzwert erhalten bleibt.

„Die Moore Baden-Württembergs brauchen den vollen Einsatz des Naturschutzministers – am Balkenmäher bei Oggelshausen und weiterhin am Kabinettstisch in Stuttgart“, sagte NABU-Chef Baumann. Er begrüße es sehr, dass Minister Bonde derzeit eine Moorschutzkonzeption erarbeiten lässt. „Ich bitte Sie, die Moorschutzkonzeption kraftvoll umzusetzen und den Moorschutz mit ausreichenden Finanzmitteln ausstatten zu lassen. Denn es gilt in doppelter Hinsicht: Im Moor ist ohne Moos wenig los.“ Eine der maßgeblichen bei jeder Moorrenaturierung zu umschiffenden Klippen ist der Zugriff auf die Grundstücke, die der Naturschutz oder die öffentliche Hand in aller Regel kaufen müssen, um sie wiederzuvernässen. Das jedoch ist teuer.

Was Gelder in Mooren bewirken können, ist am Federsee gut zu beobachten. Im Zuge des LIFE-Förderprogramms wurden dort bereits um die Jahrtausendwende 250 Hektar Moorfläche renaturiert. Von 2009 bis März 2014 sind im Rahmen eines neuen LIFE+-Projektes wiederum 1,3 Millionen Euro in das Federseemoor geflossen. Das Regierungspräsidium Tübingen (RP) hat dabei gemeinsam mit dem NABU weitere Flächen renaturiert und gepflegt, Schäden am Moor behoben und die Öffentlichkeitsarbeit verstärkt. „Alleine im nördlichen Federseeried haben wir gemeinsam mit dem RP über 30 Kilometer Entwässerungsgräben verschlossen, über 2.000 Meter Ufer Bachufer renaturiert und 48 Wasserstandspegel gesetzt. Für unsere einmalige Natur hier ist das  ein riesiges Geschenk“, sagt Jost Einstein, Leiter des NABU-Naturschutzzentrums Federsee.

Naturschutzminister Alexander Bonde lobt die gute Zusammenarbeit des NABU-Naturschutzzentrums Federsee mit der staatlichen Naturschutzverwaltung: „Der Moorschutz ist einer der Schwerpunkte unserer Naturschutzstrategie Baden-Württemberg. Deshalb hat die grün-rote Landesregierung nun die Erarbeitung einer Moorschutzkonzeption Baden-Württemberg in Auftrag gegeben. Wir wollen damit die Erfahrungen und Erfolge vom Federsee und anderen Moor-Projekten auf weitere Moorgebiete im Land übertragen.“ Der Minister weist darauf hin, dass Moorrenaturierungen neben dem Natur- und Klimaschutz auch dem Tourismus dienen. „Das magische Dreieck aus Tourismus, Naturschutz und Landwirtschaft wirkt am Federsee mustergültig: Jährlich kommen viele tausend Menschen, um sich die wertvolle Natur- und Kulturlandschaft rund um den Federsee anzuschauen.“

Am Federsee liegt das mit 2.920 Hektar größte zusammenhängende Moorgebiet Südwestdeutschlands. Zahlreiche seltene Pflanzen und Tiere finden hier einen einzigartigen Rückzugsraum. So wachsen etwa Karlszepter und Moor-Reitgras nur am Federsee – und sonst nirgends in Baden-Württemberg. Schilfrohrsänger, Rohrweihe und Braunkehlchen haben hier ihren landesweiten Verbreitungsschwerpunkt. Der NABU kümmert sich seit über 100 Jahren darum, dieses Naturreservat von europäischem Rang zu erhalten und weiterzuentwickeln.

 


Hintergrund: Moore und ihre Bedeutung für Klima und Biodiversität
Moore entstehen, wenn sich Torfmoose und andere Pflanzen bei hohen Wasserständen unter Sauerstoffabschluss nicht vollständig zersetzen. Die abgestorbenen Pflanzenteile bleiben somit als Torf größtenteils erhalten, der darin gebundene Kohlenstoff entweicht nicht in die Atmosphäre. Wenn Moore entwässert werden, zersetzt sich der über Jahrtausende gebildete Torf. Dabei entstehen große Mengen klimaschädlicher Gase wie Kohlenstoffdioxid und Lachgas. Neben der Verbrennung von Kohle und Öl ist die Zerstörung der Moore einer der größten Klimaschädlinge. Weltweit stammen zehn Prozent des freiwerdenden Kohlenstoffdioxids aus geschädigten, entwässerten Mooren. Global betrachtet binden Moore mehr Kohlenstoff als Wälder. Auch für die Biodiversität sind Moore bedeutsam: Sie bieten vielen hoch spezialisierten Pflanzen- und Tierarten einzigartige Nischen zum Überleben.

 

Bis vor 200 Jahren war Baden-Württemberg reich an Mooren. Seither wurden jedoch 95 Prozent dieser Moore entwässert, abgetorft und in Acker- und Grünlandflächen umgewandelt. Heute gibt es noch rund 38.000 Hektar Moorfläche in Baden-Württemberg, vor allem im Allgäu und in Oberschwaben, auf der Baar, im Schwarzwald und am Oberrhein.


Für Rückfragen

- Dr. Andre Baumann, Vorsitzender des NABU Baden-Württemberg, 0162 / 938 6785
- Jost Einstein, Leiter des NABU-Naturschutzzentrums Federsee, 0 75 82/15 66

Das NABU-Naturschutzzentrum Federsee im Internet: www.NABU-Federsee.de